Taufverständnis

In der Mennonitengemeinde Krefeld werden Jugendliche ab einem Alter von 14 Jahren getauft. Vorher haben sie eine Glaubensunterweisung durchlaufen. Die Taufe wird als Besprengungstaufe vollzogen. Bereits getaufte Personen werden nicht noch einmal getauft, sondern in die Gemeinde aufgenommen.

Taufe in der Mennonitengemeinde Krefeld

Taufe in der Mennonitengemeinde Krefeld

 

Der folgende Abschnitt stellt die Taufpraxis in der Mennonitengemeinde Krefeld vor. Es ist die geringfügig überarbeitete Darstellung aus einer 2003 erschienenen ökumenischen Publikation.

 

Die Taufe in der Mennonitengemeinde Krefeld

Anders als die großen Konfessionskirchen haben Mennoniten keine theologischen Lehrgebäude entwickelt. Darum gibt es auch keine mennonitische Lehre von der Taufe. Was die Taufe für Mennoniten bedeutet und wie sie verstanden wird, lässt sich aber aus der Praxis erschließen. Die Praxis der Mennonitengemeinde Krefeld wird im folgenden vorgestellt.

Mennoniten taufen nicht Kleinkinder, sondern Jugendliche. Das Mindestalter ist in unserer Gemeinde seit längerer Zeit auf das vollendete 14. Lebensjahr festgesetzt, früher lag es höher. Dass dies dem gesetzlichen Alter für religiöse Mündigkeit entspricht, ist sicherlich nicht Grund, sondern beruht auf ähnlicher Einschätzung der persönlichen Reife von Jugendlichen. Eher dürfte die Angleichung an das Alter eine Rolle spielen, in dem evangelische Jugendliche konfirmiert werden.

In dieser Festsetzung eines Mindestalters drückt sich ein zentrales mennonitisches Anliegen aus: Wer getauft wird, soll selbst erleben und begreifen, was an ihm vollzogen wird. Mehr noch: Er soll es bejahen und wünschen. Die verschiedenen Bezeichnungen Glaubenstaufe, Erwachsenentaufe, Taufe Mündiger, Bekenntnistaufe, Freiwilligkeitstaufe akzentuieren auf jeweils unterschiedliche Weise dieses Anliegen.

Wer getauft wird, hat vorher in einem Gespräch darum gebeten (Taufbegehren). Er hat einen Taufunterricht durchlaufen, in dem Grundfragen des Glaubens angesprochen wurden. Auch Teilnahme an Gottesdiensten gehört zu dem Taufunterricht. Denn der Glaube kommt aus dem Hören (Römer 10).

Wichtig ist uns der Gemeindebezug. Christsein ist schwer vorstellbar ohne Gemeinde, der Glaube braucht und sucht die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. Getauft wird daher im Rahmen eines Gemeindegottesdienstes. Die Gemeinde hört das Taufbekenntnis und wird an die eigene Taufe erinnert, der Täufling bekommt die Unterstützung der Gemeinde zu spüren.

Die Tauffrage der Mennonitengemeinde Krefeld lautet seit rund 100 Jahren: „Willst Du als ein rechter Christ dein Leben gestalten im Aufblick zu Gott und in der Nachfolge Christi, so wie dein freies Gewissen es dir befiehlt? so antworte Ja.“ Der Täufling antwortet, kniet nieder, wird getauft und anschließend mit Handschlag aufgerichtet. Dann wird ein Bibelwort, das in der Regel von dem Täufling selbst ausgewählt wurde, verlesen. Die Taufe wird trinitarisch und als Besprengungstaufe mit Wasser vollzogen.

Diese Tauffrage unserer Gemeinde ist von dem damaligen theologischen Liberalismus geprägt, dem sich unsere Gemeinde besonders geöffnet hatte. Wenn man diese Krefelder Tauffrage mit den Tauffragen anderer Gemeinden vergleicht, fällt der Unterschied sofort auf: Sie ist gekennzeichnet vom Verzicht auf theologisch befrachtete Worte (Sünde, Gnade, Vergebung), von der Verpflichtung auf ein Leben, das die sittlichen Forderungen des Glaubens zu befolgen versucht, sowie von dem Hinweis auf das individuelle, freie Gewissen des Christen, vor dem Glaube und Leben sich verantworten müssen.

In den „Allgemeinen Grundsätzen“ der Gemeinde von 1996 heißt es: „Die Entscheidung für die Mitgliedschaft in der Gemeinde soll niemandem abgenommen oder aufgezwungen werden: Die eigene Entscheidung der Täuflinge ist Voraussetzung für den Empfang der Taufe. Die Mitgliedschaft in der christlichen Kirche kann weder durch religiöse noch durch moralische Leistungen verdient werden, doch soll sie verantwortet werden können.“

Bei der Vorbereitung des Taufgottesdienstes (Auswahl der Texte, Lieder und Gebete) sind die Jugendlichen in der Regel einbezogen, sie wirken meist auch in den Gottesdiensten selbst mit.

Gelegentlich gibt es auch Taufen Erwachsener.

In der Mennonitengemeinde Krefeld werden die Taufen anderer Kirchen als Taufen akzeptiert. Dies geschieht aus der Einsicht in die Unwiederholbarkeit der Taufe, nicht aufgrund der „sakramentalen Identität“ einer anderen Kirche. Dass eine als Säugling getaufte Person Mitglied werden möchte und dabei auf einer (erneuten) Taufe besteht, ist in der Praxis der Mennonitengemeinde Krefeld noch nicht vorgekommen. Man würde versuchen, diese Person im Gespräch dazu zu führen, dass sie zu einem nachträglichen Akzeptieren dessen kommt, was mit ihr als Kind geschah.

Jugendliche im Taufunterricht, die bereits als Kinder getauft wurden, werden nicht nochmals getauft, sondern im gleichen Gottesdienst auf ihr Bekenntnis hin in die Gemeinde aufgenommen.

In begründeten Ausnahmefällen kann von der beschriebenen Praxis abgewichen werden, beispielsweise im Fall geistig Behinderter. Auch wurde vor Jahren eine Person aus Rußland getauft, die sich nur zu Besuch für mehrere Wochen in Deutschland aufhielt.

Geringfügig überarbeitete Fassung aus: Michael Kappes, Eberhard Spiecker (Hgg.), Christliche Kirchen feiern die Taufe. Eine vergleichende Darstellung, Kevelaer und Bielefeld 2003, S. XXXVIf.